Johannes Falk e.V.

"…als Pädagog verwilderter Kinder und Unternehmer eines frommen Instituts"


Johann Daniel Falk

 

 

 

 

Bereits einige Monate nach dem Aufruf zur Gründung der "Gesellschaft der Freunde in der Not" (1813) hatte Falk etwa 30 verwahrloste Kinder unter seiner Obhut. Einige, besonders schwierige Kinder nahm er bei sich auf, die anderen vermittelte er an geeignete Pflegeeltern.

Jugendlichen, die dem Schulalter entwachsen waren, verhalf er zu einer Lehrstelle bei Handwerksmeistern oder einer Arbeitsstelle bei Bauern. Er fühlte sich aber weiterhin für diese vermittelten Kinder und Jugendlichen verantwortlich.

 

Sein gesamtes Rettungswerk teilte er in drei Abteilungen (Institute) ein.

 

Das erste Institut

war die Lehranstalt, die sich in Falks Haus befand. In ihr erhielten alle von der Gesellschaft angenommenen Kinder im schulpflichtigen Alter den Elementarunterricht. Abends wurden gemeinsame Bibelstunden durchgeführt.

 

Das zweite Institut

war die Sonntagsschule. Für alle Zöglinge der Anstalt, die bereits in der Lehre waren, fand Sonntags Unterricht in Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen, Singen und Zeichnen statt.

 

Das dritte Institut

war die Spinnanstalt verbunden mit einer Näh- und Strickschule. Hier wurden die schulentlassenen weiblichen Zöglinge unterwiesen. Aus den hergestellten Waren wurde der Bedarf für die Kinder und Jugendlichen gedeckt, der Rest verkauft.

 

Falk hatte für diese Arbeit mit den Kindern zunächst eine schöne, geräumige Wohnung in der Weimarer Esplanade. Diese wurde ihm aber 1821 gekündigt, weil den neuen Hauseigentümer diese schwierigen Kinder störten. Eine geeignete große Wohnung zu finden erwies sich als sehr schwierig, keiner wollte ihn und seine Kinderschar aufnehmen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als ein altes, verfallenes Haus in der Weimarer Luthergasse als Quartier zu übernehmen. Im April 1821 zog er dort mit seiner Familie und den angenommenen Kindern ein. Schließlich sah er dann in dieser Notlösung eine Chance, ein Projekt zu haben, an dem er durch gemeinsame Arbeit mit seinen Jugendlichen aus einer Ruine ein Heim entstehen lassen kann. Ein Kupferstich, den einer seiner Zöglinge gefertigt hatte, trägt die Unterschrift:

 

"Ich bin nun ein frommer Schmied und Zimmermann.

Ich breche nicht mehr Häuser auf - ich baue welche!"³

 

1825 gab Falk dem um- und ausgebauten Heim den Namen "Lutherhof". Als Falk im Herbst des gleichen Jahres an einem Gichtleiden schwer erkrankte und um seinen nahen Tod wusste, bestimmte er die Nachfolge seines Erziehungswerkes. Ein ehemaliger Zögling, der Lehrer Georg Rettner, und Falks Frau führten das Kinderheim weiter, bis 1829 das Weimarische Großherzogtum die Oberleitung über das "Falksche Institut" übernahm. Unter dieser Bezeichnung blieb es noch bis 1929 in einem Neubau in der Weimarer Falkstraße erhalten.

 

1826, bei Falks Tod, gehörten 69 Zöglinge zum Falkschen Institut. Insgesamt wurden etwa 500 einst "verwilderte" Kinder durch die Fürsorge und Erziehung in seiner Anstalt gerettet.

 

Nach seinem Vorbild (eine Fürsorgeanstalt in Verbindung mit der Sonntagsschule) entstanden weitere sozial-pädagogische Einrichtungen in Deutschland und anderen Ländern. Johannes Falk wurde auch zum Urvater der Inneren Mission, denn Johann Hinrich Wichern gründete 1833 nach Falks Vorbild das Rauhe Haus in Hamburg, und er führte für diesen Dienst der Kirche den Begriff "Innere Mission" ein.

 

Im "Lutherhof" wird erstmals das Prinzip verwirklicht: Erziehung zur Freiheit durch Erziehung in Freiheit. Falk ist, im Gegensatz zu den herkömmlichen Korrektionsinstituten, der Überzeugung, dass im Erziehungsheim Freude und Fröhlichkeit vorherrschen sollte. An diesen pädagogischen Grundsätzen hat er mit unerschütterlichem Optimismus festgehalten:

 

"Und alles das ohne Kette, ohne Zwang, ohne Schläge bei völlig unverschlossenen Türen und Toren. Sie können alle davonlaufen, aber es läuft keiner davon. Das macht, wir schmieden unsere Ketten inwendig und verschmähen die, so man außen anlegt."⁴